Dorfgeschichte

Die Geschichte von Brotdorf

Eine genaue Zeitangabe über die ersten Ansiedlungen ist nicht möglich. Unsere Vorfahren könnten eine keltische-, gallische- und römische Mischkultur gewesen sein, wie Funde in der Umgebung belegen. Mutmaßlich ist Brotdorf durch die Franken (5. u 6. Jahrhundert) gegründet worden, als diese an die Mosel und Saar aufwärts zogen. Dass der Ort aber wahrscheinlich schon in der nachmerowingischen Zeit besiedelt war, davon zeugen zwei Steinsärge (aus der 2. Hälfte des 9. Jhd.’s), die beim Neubau der Kirche 1932 unter den Fundamenten der alten Kirche vor dem Altar gefunden wurden. Als 870 im Vertrag von Mersen das Mittelreich Lothringen geteilt wurde, kam Brotdort zum Ostreich (Bistümer Trier und Metz). 

Brotdorf

Die Entwicklung vom Bauerndorf zum modernen Wohnort in dem Leben und Arbeiten gleichermaßen Gewicht finden.

Die erste urkundliche Erwähnung von Brütorf im Jahr 1147 basiert auf einer Urkunde des Erzbischofs Albero von Trier anläßlich der jährlichen Pfarrei-Wallfahrten zum Grabmal des Hl. Lutwinus nach Mettlach. Brotdorf muß also damals schon Pfarrei gewesen sein und eine Kirche gehabt haben.

Der Ortsname Brotdorf leitet sich von dem althochdeutschen Wort „bruch“ (mittelhochdeutsch: bruoch) ab, was „Dorf am Moor, am sumpfigen Gelände“ bedeutet. 1147 Brütorf, 1150 Bruotorf, 1152 Brutorf, 1212 Bruchdorf, 13. Jh. Brutdorf, 1323 Broetorf, 1338 Brichdorf, 1381 Broetdorf, 1398 Broitdorf, 1820 u. 1850 Broddorf, heute BROTDORF.

Der Kern einer Kleinsiedlung lag wahrscheinlich im Umfeld der heutigen Kirche in einem sumpfigen Wiesentale, bestehend aus Einzelhöfen ( im Volksmund „Unterster Ecken“). Im Früh- und Mittelalter wurde Brotdorf von vielen wechselnden Grundbesitzern beherrscht. Seit dem 14. Jahrhundert bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts gehörte Brotdorf zum Kurfürstentum Trier, das die Besitzrechte häufig weiter verlieh. Erzbischof Balduin teilte Brotdorf der Pflege Losheim zu, die wiederum dem Amt Saarburg unterstand. Über viele Generationen (ca. 1564–1800) besaßen die Freiherren von Warsberg, die in Hausbach lebten, die Grundrechte. Der (Herren-)“Hof“ in der Nähe der Kirche ist heute das noch einzige vorhandene Zeugnis ihrer Grundherrschaft. Schreckliches Elend brachten die schwedischen Söldner, als sie nach ihrer Niederlage bei Nördlingen 1634 auf der Flucht vor kaiserlichen Truppen die Dörfer unseres Grenzlandes mordend und sengend durchzogen.

Nach dem 30-jährigen Krieg von 1618 bis 1648 waren von den 20 Feuerstellen (Haushalten) nur noch 4 übrig. Als die linke Saarseite 1654 in französischen Besitz kam, lag Brotdorf nun hart an der Grenze zwischen Lothringen und Kurtrier. 1677 war das Grenzland den Raubkriegen Ludwig des XIV ausgesetzt und Brotdorf wurde erneut zum Teil in Schutt und Asche gelegt. Bis 1697 waren die Brotdorfer Untertanen des französischen Königs. Nach neuen Eingriffen der Franzosen, besonders in die Gerichtsbarkeit des Bistums Trier, kam es 1778 zu einem Vertrag zwischen Frankreich und Kurtrier. Dem Erzstift Trier wurden einige Ortschaften überlassen, aus denen das neue Amt Merzig gebildet wurde. Hierzu gehörten auch die Ortschaften der Pflege Losheim, also auch Brotdorf, wo 1787 wieder ca. 239 Leute wohnten. Zur Zeit der französichen Revolutionsherrschaft von 1794 bis 1814 wurde der Saargau verwaltungsmäßig in Kantone und Mairien (Bürgermeistereien) eingeteilt. Brotdorf mit 70 Häusern und 403 Einwohnern gehörte mit Bachem zur Mairie Hausbach innerhalb des Kantons Merzig.

Seit 1790 gab es eine Winterschule (Pfarrschule). Nach mündlicher Überlieferung soll der östl. Teil des Wirtschaftgebäudes des Krämer Josef (Gasthaus „Zum Hirschen“ gegenüber der Kirche) als Schulhaus gedient haben.

 
  • 1817: Einführung der allgemeinen Schulpflicht.
  • 1836 Im „Wingertsberg“ wurde noch Wein angebaut.
  • 1847 Angliederung von Brotdorf (605 Einwohner) an Merzig. Als Merzig 1856 Stadt wurde, schlossen sich die Landgemeinden zum Amt Merzig-Land zusammen.
  • 1854 Bau einer Synagoge mit Baderäumen und einer Judenschule in der Hausbacherstraße.
  • 1880 entstanden die ersten Häuser links des Seffersbaches („Neue Welt“ genannt).
  • 1899 Installation von Telegraphen- und Femsprechstellen im Dorf.
  • 1901 wurde ein neues Schulhaus und 1904 ein zweites Schulgebäude auf dem „Obersten Flur“ gebaut (Karlstraße: z.Zt. Ortsbüro).
  • 1903 fuhr die erste Bahn von Merzig nach Losheim und Büschfeld („Glensch“ genannt) und der Bahnhof gebaut.
  • 1911 erhielt Brotdorf eine Wasserleitung.
  • 1912-1938 gehörte Brotdorf zur Bürgermeisterei Merzig-Land.
  • 1914 wurde Brotdorf an das Stromnetz des Kreises Merzig angeschlossen.
  • 1914-1918 brachte der 1. Weltkrieg viel Elend in den Ort. 74 Brotdorfer mussten ihr Leben lassen.
  • 1932 eine neue Kirche wurde an die bzw. in die alte Kirche gebaut (Architekt Clemens Holzmeister). Sie ist der hl. Maria Magdalena geweiht.
  • 1935 entsteht die Siedlung „Pützwiese“ (Brotdorf hatte damals ca. 2.000 Einwohner).
  • Im Jungenwäldchen wurde ein Arbeitslager errichtet. Wiesenentwässerung, Wegebau, Kanalisation, Westwallbau, Kasernenbau, Bunkerbau, Panzersperren usw. waren die Aufgaben hunderter „Arbeitsmänner“ aus Osteuropa. Ab 1943 Lager für Zwangsarbeiter und Frauen aus dem Osten (Straßenreinigung, später Trümmerbeseitigung usw.).
  • 1938-1946 war Brotdorf der Stadt Merzig angegliedert (Merzig-Brotdorf).
  • 1939 brach der 2. Weltkrieg aus. Brotdorf musste geräumt und nach Hessen und in den Harz evakuiert werden.
  • 1944 eine erneute Evakuierung, überwiegend nach Bayern. 197 Brotdorfer mussten in den Kriegswirren ihr Leben lassen.
  • 1946 wurde Brotdorf wieder der Bürgermeisterei Merzig-Land angeschlossen.
  • 1948 anlässlich des 25-jähr. Priesterjubiläums von Pfarrer Greif wurde an der Kirche eine Lourdesgrotte errichtet.
  • 1950 entstand ein neuer Ortsteil „In den Weihern“ mit Sozialwohnungen.
  • In den Nachkriegsjahren siedelten sich auch die ersten Industriebetriebe: „Polo“, ein Betonwerk und ein Sägewerk in Brotdorf an.
  • 1953 Bau einer neuen Grundschule (10-klassig) mit Turnhalle und Volksbad. Einweihung: 1955
  • 1958 wurde ein Lichspieltheater (Kino) von der Familie Enzweiler gebaut.
  • 1967 folgte der Bau einer Hauptschule. Einwohnerzahl damals: 2.540 Einwohner, 467 Häuser
  • 1974 im Rahmen einer Gebiets- und Verwaltungsreform wird Brotdorf ein Stadtteil von Merzig.
  • 1993 wurde die Hauptschule aufgelöst und der Parkschule in Merzig zugeteilt. Die Kreissonderschule für Lernbehinderte zog in das Gebäude ein.
  • 1999 Bau einer Sport- und Kulturhalle (Seffersbachhalle) auf dem Schulgelände.
  • 2008 Ein moderner Schulerweiterungsbau für die Ganztagsbetreuung der Schüler wurde im Frühjahr eingeweiht und 2010 erweitert. Ca. 270 Lehrer und Lehrerinnen unterrichteten zu diesem Zeitpunkt in Brotdorf
  • 2010 Verabschiedung der Schönstätter Marienschwestern aus Brotdorf nach 75 Jahren seelsorgerischer Tätigkeit.
  • 2010 Bau eines modernen Jugendzentrums (JUZ Kidstown) am Seffersbach mit Einweihung 2011.

 

Brotdorf war bis zum 19. Jahrhundert ein reines Bauerndorf. Die industrielle Entwicklung des Saarlandes, besonders des Kreises Merzig-Wadern, beeinflusste das Leben der Dorfbewohner stark. Heute gibt es nur noch wenige Bauern. Brotdorf hat sich immer mehr zu einer reinen Wohngemeinde entwickelt. In den Baugebieten "Auf der Wild” wurden über 300 Bauplätze erschlossen. Leute aus städtischen Gebieten und aus dem Nachbarland Luxemburg schätzen den Ort mit seinen guten Infrastruktur- und sozialen Einrichtungen. Heute hat Brotdorf ca. 3.800 Einwohner, ca.1.300 Häuser, ein Industriegebiet mit modernen Hallen, eine Gemarkungsgröße von ca.1.258 ha mit ca. 457 ha Wald und ist neben der Kernstadt der größte Merziger Stadtteil.


Literatur- und Quellangaben zur obigen Zusammenstellung und ausführlichere Darstellungen zur Geschichte Brotdorf enthalten die Brotdorfer Heimatbücher:
“ Brotdorfer Dorfchronik von 1147 – 1997 „, Herausgeber: Arbeitskreis Brotdorfer Dorfchronik 1997
“ Brotdorf, eine Chronik in Bildern „, Herausgeber: Arbeitskreis Brotdorfer Bilderchronik 1999
“ Erinnerungen an Brotdorf “ , Herausgeber: Manfred Engel und Udo Lang 2007

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