Geschichten und Sagen

Das Schwein-Franz-Kreuz

Früher gab es fast in jedem Dorf Pferde-, Kuh-, Schweine- oder Schafhirten, die ihr karges Brot als Tagelöhner verdienten. Das Einsammeln und Treiben der Tiere morgens und abends durch das Dorf mit einem Signalhorn gehörte damals zum dörflichen Straßenbild. Im „Schweinsgalopp“ wurde die Herde auf Wiesen, Felder oder in den Wald zum Fressen von Eicheln oder Bucheckern getrieben.

Die Hirten besaßen das Vertrauen der Bevölkerung und standen in der dörflichen Rangliste meistens direkt hinter dem Pastor, dem Lehrer und dem Bürgermeister. Sie waren trotz des Hungerlohnes, der in der Regel nur aus Naturalien der Bauerfamilien bestand, stolz auf ihre verantwortungsvolle und nicht immer leichte Arbeit.
So war es auch lange Zeit in Brotdorf. Um das Jahr 1850 fand man eines Tages den Dorf-Schweinehirten Franz im Walddistrikt „Blackig Röder“, unmittelbar an der Vergissmeinichtstraße zwischen Mettlach und Losheim, tot auf.
Zum Gedenken an ihn errichtete man ein Steinkreuz an diesem Ort. 1920 erhielt das Kreuz einen „Corpus Christi“ aus Terrakotta. Im Juli 1959 ersetzte der Heimatverein Brotdorf das steinerne durch ein imposantes, 5,20m hohes Holzkreuz. Im Jahre 1990 wurde es durch die Stadt Merzig erneuert, wobei der Corpus Christi und die Gedenktafel erhalten blieben.
Das “ Schwein-Franz-Kreuz“, inmitten einer kleinen Grünanlage, wird vom Heimat- und dem Obst- und Gartenbauverein Brotdorf liebevoll gepflegt.

Aus: „Erinnerungen an Brotdorf“ (3. Heimatbuch) „SZ: Matth.Hein“: Schweinehirt bis 1959 in Tünsdorf

Der tote Krieger in Brotdorf

Nach einer alten Sage aus dem 30-jährigen Krieg (1618-1648)
Von Josef Weber

Der Schwed` war im Land. In wilder Flucht wälzte sich die Horde durch die deutschen Gaue, legte den Städten und Dörfern unermeßliche Kriegslasten auf, um sie dann in Feuer und Rauch aufgehen zu lassen. Hart saß ihnen das kaiserliche Heer unter Gallas auf den Fersen, aber der Rächer sollte aufgehalten werden durch Feuer und Trümmer. Da mag es gewesen sein, dass allabendlich, wenn von ferne der rote Feuerschein in die dunklen Wohnstuben hereinflammte, die Mutter ihre Kleinen um sich scharte und ihnen die bekannte Mahnung einprägte:
„Bet`, Kindlein, bet`!
Morgen kommt der Schwed`
Morgen kommt der Ochsenstern,
Wird die Kindlein beten lern`.“

Alles Wertvolle, und das war nicht viel, hatte man versteckt, tief in die Erde, ja in die Särge geliebter Toten, damit letztere es sicher behüten mögen, bis der Sturm vorübergegangen sei.

Der mit Blut und Feuer gezeichnete Weg der fliehenden fremden Soldateska führte auch durch unsere Saarheimat. Die dumpfen Klänge der Sturmglocken zitterten durch die rauchgeschwärzte Luft. Das Feuer knisterte im Gebälk und prasselte auf den Dächern. Unbeschreiblich war das Elend, das über den Merziger Gau hereinbrach. Die Felder wurden verwüstet, und wer nicht rechtzeitig mit seinem Vieh fliehen konnte, dem wurden Hände und Füße abgehackt, in glühenden Backöfen verbrannt, oder man schüttete ihm Pulver in den Mund, das dann angezündet wurde. Es war eine Gnade für den, der kurzerhand aufgeknüpft oder mit einem sicheren Hieb zu Boden gestreckt wurde. Zu alldem schlich das hohlwangige Gespenst des Hungers und der Seuche durch die Straßen und Gassen und vollendete das Bild der Zerstörung.
Am Grewel“ bei Brotdorf hatten die Schweden ihr Lager aufgeschlagen. Die Bewohner hausten in den tiefen Wäldern versteckt und harrten des Abzuges der feindlichen Truppen. Eine grimmige Kälte herrschte. Das Moor, auf dem sonst die Irrlichter geisterten, war von einer dicken Eiskruste bedeckt. Wie spitze Nadeln drangen die unaufhörlich niederfallenden Eisstäubchen in die aufgesprungene Haut. Doch davon merkten die wilden Kerls beim flackernden Kienspan nichts. Hier war es hübsch warm und für die innere Körperwärme sorgte der Fusel, dem man reichlich zusprach. Grölend drangen die schamlosen Lieder und Witze hinaus in die Winternacht, wo der weiße Tod umging und seine Opfer forderte.
In schweren Schritten ging der Wachtposten am Rande des Sumpfes, die Muskete unter dem Arm, auf und ab. Immer dicker häufte sich das Eis auf der schäbigen Uniform des Soldaten. Die Kälte schnitt ihm tief ins Fleisch und der Hunger wühlte in seinen Eingeweiden. Keiner von seinen zechenden Kameraden in den warmen Hütten dort dachte an ihn, der hier draußen Wache halten musste, um ein Herannahen der Verfolger rechtzeitig melden zu können. Eine bleierne Müdigkeit befiel ihn und er lehnte sich, um nicht gänzlich umzufallen, an den Stamm einer knorrigen Eiche. Immer heftiger prasselte das Eis von der nachtschwarzen Himmelsdecke hernieder, und der Wind fuhr klagend durch das Geäst. In weitem Bogen umschlich der ausgehungerte Wolf das Lager, in der Hoffnung, irgendeine Beute zu erhaschen. Unbeweglich steht der Wächter am Baumstamm, das Haupt vornübergeneigt, während noch immer das laute Lachen und Johlen der anderen herüberklingt.

Unbeweglich stand noch der Wächter da, die von der Kälte zersprungene Muskete unterm Arm, als die Schweden abgezogen und die Bewohner von Brotdorf aus ihren Verstecken hervorkamen. So fand man den von den eigenen Kameraden vergessenen Soldaten, der in jener Nacht ein Opfer des weißen Todes geworden war. Man begrub ihn auf einem Hügel, der sich zwischen dem Reisberg und der Mettlacher Straße aus dem Sumpf erhob, und der seitdem den Namen „Toter Krieger“ führt.

Der Viehdieb von Brotdorf

von Norbert Enzweiler nach mündlicher Überlieferung

Vor langer Zeit, so erzählen sich die älteren Leute, wurde das Seffersbachdörfchen häufig von einem gemeinen Viehdieb heimgesucht.

Zunächst fiel es den Leuten gar nicht auf, daß hin und wieder ein Huhn oder eine Gans fehlte, denn es kam sehr oft vor, daß ein Fuchs oder ein Marder ein krankes oder altes Tier erlegte.
Eines Tages aber fehlte im Stall eines Bauern ein junges Kalb. Das kam den Bewohnern doch eigenartig vor. Zunächst glaubten einige, dass sich das junge Tier losgerissen hätte und irgendwo herumirrte. Also begab man sich mit Hunden und viel Gebrüll auf die Suche. Doch alles Suchen war vergebens.
Andere dagegen glaubten, dass ein Bewohner das Kalb gestohlen und in seinen Stall geführt hätte. Aber jeder war bereit, auf seinem Hof nachschauen zu lassen. Schließlich waren viele der Meinung, daß ein Viehdieb von außerhalb seine Hände im Spiel haben musste.
Also beschloss man, eine nächtliche Wache aufzustellen. Doch auch das führte nicht zum Erfolg, weil der Dieb nicht über die Straße spazierte, sondern sich durch die sumpfigen Wiesen, die am Seffersbach lagen den Ställen näherte.

In einer nebligen Herbstnacht war der unlautere Geselle wieder auf Diebestour. Zwar bellten die Hunde sehr laut, aber die Menschen waren von der Kartoffelernte so ermüdet, dass sie die Hunde nicht wahrnahmen und fest schliefen.
So gelangte der Dieb ungesehen in einen Stall und band einen fetten Ochsen los. Ob er nun diesen oder eine Kuh stehlen wollte, daß weiß heute keiner mehr genau.
Jedenfalls wollte er das Tier auf dem gleichen Weg, den er gekommen war, nämlich durch die Sümpfe, unbehelligt wegbringen.
Doch leider war der Ochse zu schwer, so dass er mit dem Dieb im Morast versank.

Noch heute kannst du in Herbstnächten den Ochsen und den Dieb brüllen hören.

Oder ist es vielleicht doch nur der Wind,
der durch die Weiden,
die zahlreich am Seffersbach stehen,
p f e i f t ??????????

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